Fragen an die Neulinge im Bundestag

Mühlacker Tagblatt:

Wie haben Sie die erste Zeit als Mitglied des Bundestags empfunden, was hat sie gefreut und was überrascht?

Seit dem Morgen nach der Bundestagswahl habe ich  jede Woche volles Programm in Berlin. Das reicht vom improvisierten Büroaufbau bis zu den Koalitionsverhandlungen. Dabei freut es mich sehr, wie groß die Unterstützung ist, die wir als Neulinge von unserer Fraktion aber auch von der Bundestagsverwaltung erhalten.

Erschrocken bin ich am Tag der ersten Plenumssitzung. Während einer Pause ging plötzlich eine Art Sirenengeheul los. Ich dachte an Feueralarm. So machte ich Bekanntschaft mit dem trötenden Lärm, der auf allen Fluren und Stockwerken erschallt, um Abgeordnete zur Abstimmung ins Plenum zu rufen.

Wie muss man sich das Verhältnis zu den routinierteren und prominenteren Kolleginnen und Kollegen vorstellen?

Ich habe großen Respekt vor der Leistung vieler meiner Kolleginnen und Kollegen, die schon länger Abgeordnete sind oder weitere verantwortungsvolle Aufgaben übernommen haben. Erfahrung ist ein kostbares Gut, das bestenfalls auch weitergegeben wird. Und wir Neuen können uns glücklich schätzen, dass wir bei vielen einen Rat erbitten können. Wobei ich es schön finde, dass auch umgekehrt meine politische  und persönliche Lebenserfahrung im Austausch wertgeschätzt wird.

Welchen Stellenwert hatte für Sie die konstituierende Sitzung Mitte der Woche?

Da ich Teil einer Verhandlungsgruppe zum Koalitionsvertrag bin, standen dieser Tage die  Vorbereitungen dazu im Vordergrund. So hatte ich leider kaum Zeit, mich auf diese erste Plenarsitzung richtig einzustimmen. 

Aber es war schon ein besonderer Tag, zum ersten Mal im Plenarsaal zu sitzen. Ich durfte nach all den Jahren, in denen ich Politik beraten habe, jetzt selbst als Abgeordnete im Bundestag abstimmen. Da schwingt auch etwas Demut mit. 

Sie werden künftig, wenn die Ampel-Koalition vollends Wirklichkeit wird, jeweils in Fraktionen von Regierungsparteien sitzen. Inwieweit könnte das für den Wahlkreis Pforzheim-Enzkreis von Vorteil sein? Wie schätzen Sie Ihren Einfluss ein?

Die Aufgaben des Bundestages und die Verantwortung der Abgeordneten sehe ich darin, gute Politik für alle Bürgerinnen und Bürger und auch im Sinne künftiger Generationen zu machen.

Ich bin von meiner Fraktion in eine der Verhandlungsgruppen für den Koalitionsvertrag berufen worden. Das ist für mich als neu gewählte Abgeordnete eine besondere Anerkennung. Am Koalitionsvertrag mitwirken zu können ist eine erste und ganz besondere Möglichkeit politisch zu gestalten.

Was wollen Sie in den kommenden vier Jahren für den Heimatwahlkreis erreichen?

Als  Sozialpolitikerin: Eine langfristige Absicherung der Rente für ein würdevolles Leben im Alter; Überwindung von Hartz IV, Kindergrundsicherung, höheren Mindestlohn, Verbesserungen in der Gesundheits- und  Pflegeversorgung. Es gibt noch viele Themen, die wichtig sind. Vorne an stehen wirksame Maßnahmen im Klimaschutz. Ihre Umsetzung bietet Chancen für alle, auch im Wahlkreis Pforzheim.

Ich will zum Verständnis zwischen Politik und Bevölkerung beitragen. Es braucht mehr Bereitschaft zum Gespräch. Unsere Gesellschaft muss zusammenrücken, statt sich aufzuspalten.