Der Corona-Lockdown konnte dank Überbrückungshilfe, Kurzarbeit und schnell wieder anziehender Geschäfte vor allem im Bereich Entrümpelung gut überstanden werden. Mehr Kummer bereitet der Geschäftsleitung der GSI, dass wegen der Pandemie momentan kaum eine Vermittlung in Qualifizierungsmaßnahmen durch das Jobcenter stattfindet. Das bedeute für die GSI nicht nur weniger Einnahmen aus arbeitsfördernden Maßnahmen, sondern auch Personalnöte.
Im Rahmen ihrer Sommertour war die Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann zusammen mit der Bundestagskandidatin Stephanie Aeffner zu einem Besuch bei der GSI in Mühlacker (Gemeinnützige Sevice- und Integrationsgesellschaft Enzkreis mbH) eingeladen. Begleitet wurden sie von Eva Blume und Heidi Wendelstein vom Vorstand der Grünen Mühlacker. Geschäftsführer Wilhelm Eschbach, der technische Leiter Martin Knoll und Bärbel Strecker, die für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, begrüßten die Gäste. Im Gespräch informierten die Verantwortlichen über die derzeitige Lage der GSI. In einem Betrieb, in dem tatsächlich integrative Arbeit stattfindet, wie Eschbach betonte, gäbe es andere Probleme als in der herkömmlichen Wirtschaft.
Wie Martin Knoll berichtete, versuchen die Abteilungsleiter*innen für ihre Mitarbeiter*innen mit Behinderung die richtige Aufgabe in den Bereichen Recycling, Renovierung, Entrümpelung, Umzüge, Garten oder Hauswirtschaft zu finden. Oft müssen die Menschen zuerst an den Ablauf einer geregelten Arbeit herangeführt werden. Gestärkt durch die Tätigkeiten im geschützten Raum, bewährten sie sich dann als zuverlässige Arbeitskräfte. Viele dieser Mitarbeiter*innen finden anschließend eine Anstellung auf dem freien Arbeitsmarkt. Bei der GSI hinterlassen sie nach ihrem Weggang oft eine große Lücke in ihren bisherigen Tätigkeitsbereichen.
Anlässlich der Personalnöte bei der GSI zeigte Aeffner eine grundsätzliche Schieflage auf. Viel zu oft würden gerade Menschen, die im Lauf ihres Lebens eine Behinderung erwerben, in Werkstätten für behinderte Menschen landen. Dabei wäre eine passgenaue Unterstützung für eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt wesentlich zielführender, weiß Aeffner aus ihrer beruflichen Erfahrung als Landesbehinderten-Beauftragte.
Die Beschäftigung in Werkstätten erscheine vielen als der einfachere Weg. Mögliche Alternativen würden oft nicht in Erwägung gezogen. Dass eine Firma wie die GSI diesen Menschen deutlich bessere Zukunftschancen bieten könnte, werde oft nicht berücksichtigt.
Aeffner stellte Möglichkeiten vor, die zur Lösung des Arbeitskräftemangels der GSI beitragen könnten. Auch ihre Vorschläge zur Verbesserung einiger Missstände im Arbeitsrecht für Menschen mit Behinderung, fanden großen Anklang. Fehlanreize durch unpassende Finanzierungsmodelle müssten abgeschafft werden.
Der Besuch endete mit einer kurzen Besichtigung der Halle, in der große und kleine Elektrogeräte demontiert werden. Die so gewonnenen Rohstoffe werden der Wiederverwendung zugeführt.