Bundestagsabgeordnete Stephanie Aeffner besucht Inklusionsbetriebe in Pforzheim und Mühlacker.
Arbeit, von der man leben kann, ist erklärtes Ziel der Bundesregierung. Neben der geplanten Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro und der Einführung des Bürgergelds haben die Regierungsfraktionen einen Schwerpunkt auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt gesetzt. Wie erfolgreich Inklusionsunternehmen wirtschaften können, davon überzeugte sich die grüne Bundestagsabgeordnete für Pforzheim und den Enzkreis Stephanie Aeffner in zwei Betrieben der miteinanderleben service gGmbH. Bei Besuchen des Restaurants „EssEnz Inklusiv“ in Mühlacker sowie des Gebrauchtwarenkaufhauses „mlkauf“ in Pforzheim kam sie mit Geschäftsführung und Mitarbeiter*innen über die Herausforderungen und Möglichkeiten inklusiver Betriebe ins Gespräch. Beide Unternehmen bieten Beschäftigten unabhängig von eventuellen Behinderungen Arbeitsplätze zu marktüblichen Bedingungen mit entsprechender Entlohnung. Anders als etwa in den Werkstätten für behinderte Menschen haben die Beschäftigten so die Chance auf finanzielle Unabhängigkeit. „Alle Menschen haben das Recht auf Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt und einen Lohn, von dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können“, so die grüne Abgeordnete.
Neben 90 Festangestellten mit und 95 ohne Behinderungen beschäftigt die miteinanderleben service gGmbH auch Praktikant*innen. Eine von ihnen ist Marie-Josephine Seemann, die seit mehreren Monaten das Team im „EssEnz Inklusiv“ verstärkt. „Ich genieße den Kontakt zu den Menschen, hier fühle ich mich wohl“, sagt die 24-Jährige, die in dem im Juli 2021 eröffneten und im Januar 2022 umgebauten Restaurant sowohl im Service als auch hinter der Theke tätig ist. Für „EssEnz Inklusiv“-Betriebsleiterin Asiye Fischer sind Mitarbeiter*innen wie Seemann ein Glücksfall. „Sie ist die geborene Gastronomin und wir freuen uns, sie bald als Angestellte fest in unserem Team zu haben. Wir hoffen, künftig noch mehr solcher Talente für unser Restaurant gewinnen zu können.“
Das, so erklärte Norbert Bogner, Geschäftsführer der miteinanderleben service gGmbH, sei aber gar nicht so einfach. Neben der Pandemie, die vor allem die Personalsuche in der Gastronomie erschwere, gestalte sich die Kontaktaufnahme zu potenziellen Arbeitnehmer*innen häufig schwierig. Das bestätigt auch die Mutter von Marie-Josephine Seemann. Angebote für einen Weg in den ersten Arbeitsmarkt und die dafür erforderliche Unterstützung müsse man sich leider oft selber suchen. Gleichzeitig werde immer noch viel zu selbstverständlich in Werkstätten für behinderte Menschen vermittelt. Bogner erklärte weiter, dass auch die Finanzierung der Unterstützung der Mitarbeiter*innen mit Behinderung in inklusiven Settings oft nicht ausreichend sei. Die Probleme sieht die Bundesregierung genau so, weswegen sie eine Neuregelung der Ausgleichsabgaben plant. Diese müssen Betriebe ab 20 Arbeitsplätzen entrichten, wenn sie die vorgeschriebene Beschäftigungsquote für Menschen mit Behinderungen nicht erfüllen. „Die Mittel aus der Ausgleichsabgabe sollen künftig nur noch für die Finanzierung inklusiver Angebote eingesetzt werden, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern“, erklärt Stephanie Aeffner. Langfristig müsse das Ziel eine inklusive Arbeitswelt sein, so Stephanie Aeffner, die in ihrer Fraktion Berichterstatterin für Behindertenpolitik ist: „Wir sollten damit aufhören, Menschen anhand ihrer vermeintlichen Einschränkungen zu beurteilen, sondern uns auf ihre Fähigkeiten und Stärken konzentrieren. Wir müssen weg vom Schubladendenken und hin zu einer Gesellschaft, in der jeder und jedem die Teilhabe in allen Lebensbereichen ermöglicht wird.“