Grüne Bundestagsabgeordnete Stephanie Aeffner im Gespräch mit dem Queer Space Pforzheim
Über das von der Ampel-Koalition geplante Selbstbestimmungsgesetz hat sich Stephanie Aeffner, die grüne Bundestagsabgeordnete für Pforzheim und den Enzkreis, mit den Verantwortlichen und Besucher*innen des Queer Space auf dem Oechsle Fest ausgetauscht. Seit 2017 bietet die bei der Aidshilfe Pforzheim angesiedelte Beratungsstelle queeren Menschen Unterstützung in allen Lebenslagen. Insbesondere die Personenstandsänderung, um den Geschlechtseintrag ändern zu lassen, ist dort häufig Thema und bindet viele Ressourcen. „Die Personenstandsänderung ist nur ein Schritt auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben, den viele queere Menschen gehen – aber bisher ein unnötig schwieriger. Mit dem Selbstbestimmungsgesetz lösen wir das in Teilen verfassungswidrige Transsexuellengesetz ab und sorgen dafür, dass eine unbürokratische Lösung geschaffen wird“, erklärt Aeffner.
Seit dem Start des Queer Space betreut Caleb Davis die Klient*innen. Die Begleitung einer Personenstandsänderung beanspruche durchschnittlich zehn Stunden Arbeitszeit, wie Davis berichtet. Hinzu kommt die finanzielle Belastung: Die Kosten für die psychologischen Gutachten und das Gerichtsverfahren müssen von den Antragssteller*innen getragen werden. Für die überwiegend jungen Klient*innen des Queer Space ist das ein Problem. „Es gibt zu viele Hürden. Deshalb ist es für die Betroffenen so wichtig, dass das Selbstbestimmungsgesetz schnellstmöglich kommt“, unterstreicht Davis. Mit dem neuen Gesetz soll künftig eine Selbstauskunft beim Standesamt für die Änderung des Geschlechtseintrages im Personenstand ausreichen. „Dieses neue Verfahren ist aus meiner Sicht absolut erforderlich, damit die Menschen endlich den vollen Respekt und die volle Akzeptanz ihrer Person erfahren“, so Aeffner. Bereits Ende des Jahres soll der Gesetzesentwurf vom Kabinett verabschiedet werden, um in der zweiten Jahreshälfte 2023 in Kraft zu treten.
Die Klient*innen sind dankbar für die Unterstützung, die sie beim Queer Space erhalten. „Ohne diese Hilfe wäre ich schon am Ausfüllen der Formulare gescheitert“, berichtet einer von ihnen. Doch auch der soziale Faktor spiele eine Rolle. „Ich wüsste gar nicht, wohin ich mich mit meinen Fragen sonst wenden sollte“, so ein Besucher. Der Bedarf an Beratung in der überwiegend durch Spenden finanzierten Anlaufstelle wachse stetig, erklärt die Leiterin der Aidshilfe Pforzheim, Claudia Jancura. Vor allem junge Menschen suchten Unterstützung. „Etwa 80 Prozent unserer Klient*innen sind jünger als 30 Jahre“, sagt Davis. Sie alle wünschen sich mehr Sichtbarkeit, bessere Aufklärung in Schulen und Behörden sowie geschützte Räume, wie sie bei dem Treffen auf dem Oechsle Fest erklären: „Dank des Queer Space treffen wir Gleichgesinnte. Solche Orte fehlen in Pforzheim.“
PRESSEMITTEILUNG Stephanie Aeffner MdB 06.09.2022