Stephanie Aeffner und Swantje Michaelsen diskutieren über Verkehrsplanung / Grüne Abgeordnete setzen Fokus auf Sicherheit, Nachhaltigkeit und attraktive Ortsmitten
Sicher unterwegs, egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im Rollstuhl – das sollte selbstverständlich sein. Ein Blick auf die Straßen in Pforzheim und der Region zeigen jedoch häufig ein anderes Bild: schlecht sichtbare oder fehlende Radwege, schmale Querungshilfen, enge Gehsteige. Wie eine sichere und gleichberechtigte Mobilität für alle gestaltet werden kann, darüber haben die grünen Bundestagsabgeordneten Stephanie Aeffner und Swantje Michaelsen, Sprecherin für Rad- und Fußverkehr, Straßenverkehrsrecht sowie Verkehrssicherheit der grünen Bundestagsfraktion, im Kulturhaus Osterfeld mit Vertreter*innen der Critical Mass, des VCD, des ADFC sowie Interessierten diskutiert. Im Vorfeld der Abendveranstaltung hatten sich die Politikerinnen bei einer gemeinsamen Begehung in der Pforzheimer Innenstadt ein Bild einiger Gefahrenstellen gemacht.
Dass die Forderung nach sicheren Verkehrswegen nicht nur eine Minderheit betrifft, veranschaulichte Michaelsen anhand verschiedener Erhebungen. 60 Prozent, so die Abgeordnete, seien beispielsweise am Radfahren „interessiert, aber besorgt“. „Eine große Gruppe kann sich vorstellen mit dem Fahrrad zu fahren. Was ihnen fehlt, ist eine sichere Infrastruktur“, berichtete Michaelsen. Die Abgeordnete thematisierte auch geschlechtstypische Mobilitätsanforderungen. Viele Frauen mit Familie arbeiteten in Teilzeit, um die Versorgung von Kindern und Angehörigen leisten zu können. Das Pendeln zum Job, zur Kita, zum Einkaufen oder zum Arzt – diese komplexen Wegeketten seien bei der Verkehrsplanung nicht berücksichtigt. Mobilitätsangebote müssten also nicht nur sicherer und nachhaltiger, sondern auch so gestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen verschiedener Zielgruppen gerecht werden. Aeffner lenkte den Blick auf die Barrierefreiheit. „Für das Auto muss es immer der kürzeste Weg sein. Für alle anderen sieht Stadtplanung leider oft anders aus“, erklärte die Berichterstatterin für Barrierefreiheit der grünen Bundestagsfraktion. Treppen statt Rampen, defekte Aufzüge oder hohe Bordsteinkanten stellten für mobilitätseingeschränkte Personen unüberwindbare Hürden dar und machten häufig lange Umwege erforderlich. Die Perspektive dieser Gruppe müsse daher aktiver in Stadtplanung einbezogen werden.
Michaelsen widersprach der weitverbreiteten Annahme, dass der Einzelhandel unter Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung leidet. Studien belegten, dass Einzelhändler*innen den Anteil der Kundschaft, die mit dem Auto kommt, deutlich überschätzten. Entscheidender für die Attraktivität seien das Angebot vor Ort und die Aufenthaltsqualität. „Städte müssen für die Menschen da sein“, erklärte Michaelsen. Um dies zu erreichen und auch die Umweltbelastung durch den Verkehrssektor zu minimieren, müsse Mobilität neu gedacht werden. Dass Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr nicht automatisch aufwendig sind, verdeutlichte Michaelsen mit verschiedenen Beispielen aus der Praxis: Farbliche Markierungen oder die Installation von Pollern könnten bereits viele Gefahrenstellen entschärfen. „Das zeigt, was ohne große Kosten und Umbaumaßnahmen im Bestand geändert werden kann. Diese kleinen Maßnahmen können für den Rad- und Fußverkehr aber große Unterschiede machen.“
Fotos: Büro Aeffner