Pforzheim/Enzkreis. Welche Weichen müssen gestellt werden, um Menschen in gute Arbeit zu bringen, sie auf lange Sicht zu beschäftigen und somit die regionale Wirtschaftskraft zu erhalten? Diesen Fragen ist die grüne Bundestagsabgeordnete Stephanie Aeffner gemeinsam mit dem Vorstand des DGB-Kreisverbands Pforzheim-Enzkreis sowie Gewerkschaftsvertreter*innen von IG Metall, ver.di, GEW, IG BCE und EVG bei einem Online-Gespräch im Rahmen ihrer Sommertour nachgegangen.
Schwerpunkte des Austauschs bildeten der Fachkräftemangel sowie die Themen Aus- und Weiterbildung. Von der schwierigen Situation am regionalen Arbeitsmarkt vor allem für viele junge Menschen berichteten die Regionalsekretärin des DGB Nordbaden, Susanne Nittel, und die erste Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou. So sei die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze während der Pandemiejahre um 20 Prozent zurückgegangen, die Jugendarbeitslosigkeit in der Region im gleichen Zeitraum gestiegen. Der für einen Ausbildungsvertrag oft entscheidende persönliche Kontakt zwischen Schüler*innen und Unternehmen ist laut Susanne Nittel in den vergangenen beiden Jahren weitestgehend ausgeblieben – mit spürbaren Folgen: Viele Bewerber*innen gingen trotz offener Stellen leer aus. Um auch diesen jungen Menschen eine Perspektive zu eröffnen, hat die Regierung im Koalitionsvertrag eine Ausbildungsgarantie vereinbart. „Mit ihr wollen wir allen Jugendlichen als den Arbeitnehmer*innen von morgen Zugang zu einer vollqualifizierten Berufsausbildung ermöglichen“, so Stephanie Aeffner. Neben der Förderung von betrieblichen wie außerbetriebliche Ausbildungen ist auch der Ausbau der Einstiegsqualifizierung, der assistierten Ausbildung, der ausbildungsbegleitenden Hilfen und der Verbundausbildungen Teil des geplanten Maßnahmenkatalogs.
In den Betrieben, so erklärten alle Gewerkschafter*innen, stünden die geburtenstarken Jahrgänge kurz vor der Rente, qualifizierte Nachrücker*innen seien Mangelware. Und auch die innerbetriebliche Qualifizierung liege an vielen Stellen brach. So bestünde die Möglichkeit der Weiterbildung für die Beschäftigten abseits der Führungsetage häufig nur auf dem Papier, wie Susanne Nittel und Liane Papaioannou kritisierten. Die Einforderung von Weiterbildungsangeboten in den Betrieben nehme inzwischen einen großen Teil der Gewerkschaftsarbeit ein. „Ich bin froh, dass die Gewerkschaften hier laut sind und ihre Stimme erheben“, dankte die grüne Sozialpolitikerin den anwesenden Gewerkschafter*innen. Für Stephanie Aeffner steht außer Frage, dass Weiterbildung Teil der Lösung des Fachkräftemangel-Problems sein muss: „Mit dem Qualifizierungsgeld und der Bildungszeit für Arbeitnehmer*innen sowie dem Weiterbildungsbonus für Menschen im SGB II-Bezug wollen wir die dringend notwendigen Grundlagen schaffen, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten und unsere Wirtschaft gemeinsam mit den Sozialpartnern fit für die Zukunft zu machen.“